Etwa eine Autostunde von Ulm entfernt liegt südwestlich der malerische Kurort Bad Buchau in Oberschwaben, Baden-Württemberg. In der kleinen, etwa 4.000 Einwohner zählenden Stadt nahe dem Federsee gibt es ein ganz besonderes natürliches Phänomen zu entdecken. Dort gibt es den berühmten Wackelwald, der mitten im Naturschutzgebiet Federsee direkt neben dem örtlichen Kurpark gelegen ist. Dieses touristische Highlight eignet sich für Familien mit Kindern, Freizeitsportler und alle Naturfreunde besonders gut.
So kommt der Wald zu seinem Namen
Der Wackelwald heißt so, weil bei jedem Schritt in diesem Wald, besonders nach einem starken Regen, der weiche Boden zurück federt und die Bäume wackeln. Das liegt daran, dass der Wald auf einem Ried- bzw. Moorboden wächst. Dieses Moor ist eines der wenigen Moore in Baden-Württemberg, das noch erhalten geblieben ist. Mittlerweile sind nur noch 5 % des früheren Mooranteils übrig geblieben, die anderen Moore sind bereits entwässert und von der Bildfläche verschwunden.
Entstehung des Waldes
Der nahe gelegene Federsee war früher viel größer als heute und umfasste auch das Gebiet des heutigen Waldes. Er ist heute der zweitgrößte See in Baden-Württemberg und ist meist nur 1 m tief, maximal aber 3,50 m. Vor etwa 15.000 Jahren befand sich die Stelle, an der der heutige Wackelwald liegt, direkt in der Mitte des damaligen Sees. Umfasste der See im 18. Jahrhundert noch etwa 10 Quadratkilometer, ist er bis heute auf seine Größe von 1,4 Quadratkilometern geschrumpft, weil in dem See viele abgestorbene Pflanzen und auch Tierkadaver in den Tiefen des Sees bis auf den Grund versanken. Aus diesem Grund verlandete der Federsee immer weiter und es bildete sich das Federseemoor, das mit etwa 33 Quadratkilometern größte Moor in Südwestdeutschland. Es entstand eine dicke Schicht aus Torf unter diesem Wald. Dadurch kommt es zu dem beschriebenen Wackeln. Begehbar ist der Wald nur wegen der Wurzeln der Bäume und anderen Pflanzen.
Das Moor als Lebensraum für Flora und Fauna
Im Wackelwald in Bad Buchau gibt es viele verschiedene Baum- und Pflanzenarten zu entdecken, wie beispielsweise die Moorbirke, den Faulbaum oder zahlreiche Arten von Weiden. An bestimmten Stellen wachsen sogar Pflanzen, die noch Relikte aus der Eiszeit sind. Einige von ihnen kommen nur an dieser Stelle in Baden-Württemberg vor. Auch die vielen verschiedenen Tierarten sind in dieser Dichte selten zu finden. Manche Tiere haben an diesem Ort ihre höchste Population in ganz Baden-Württemberg. Das Federseemoor ist sogar mit internationalen Prädikaten ausgezeichnet worden, insbesondere wegen seiner dort heimischen Vogelwelt. Es gehört dem europaweiten Schutzgebietsnetz „Natura 2000“ an und gilt auch als Europa-Vogelreservat.
Aber das Moor hat noch mehr zu bieten. Bei der Forschung zur Urgeschichte, gab es hier die meisten Funde in einem Moor in ganz Mitteleuropa. Damit diese bedeutende Landschaft erhalten werden kann, wurden Teile des Moores zum Naturschutzgebiet erklärt. Der Schilf rund um den Federsee bietet vielen Wasservögeln Verstecke und Brutmöglichkeiten.
Möglichkeiten, den Wald zu erleben.
Ein liebevoll gestalteter, für Kinderwagen geeigneter Naturerlebnispfad bringt den Besuchern jeden Alters auf 600 m Länge dieses Naturerlebnis nahe. Auf diesem Erlebnispfad, der im Jahr 2004 eröffnet wurde, gibt es acht Stationen, an denen die Besucher angeregt werden, dieses spannende Phänomen auf verschiedene Arten selbst auszuprobieren und mit allen Sinnen wahrzunehmen. Die Besucher können nicht nur die Bäume wackeln lassen,sondern zum Beispiel an einer Station mit einem Baumstammtelefon „telefonieren“, an einer weiteren Station gilt es, die Umgebung zu ertasten, und vieles mehr. Ebenso gibt es Aussichtspunkte für eine eindrucksvolle Sicht über die Moorlandschaft und auch die dort lebenden tierischen Bewohner, von der es eine große Anzahl gibt. Eine Aussichtsplattform ist auf die Streuobstwiese gerichtet, an der anderen kann man zahlreiche Säugetiere beobachten. Wenn man sich früh morgens in in den Wackelwald begibt, kann man mit etwas Glück Rehe beim Fressen beobachten, in der Dunkelheit könnte man der ein oder anderen Fledermaus begegnen und vielerlei weiteren Tieren, wie beispielsweise dem seltenen Fuchs. Auf den Blumenwiesen gibt es eine Vielzahl von Schmetterlingen in über 70 unterschiedlichen Arten zu sehen.
Auch Sportler fühlen sich hier wohl, weil der Boden beispielsweise beim Joggen oder Walken nachgibt, was sehr gelenkschonend ist. Darum ist der Wackelwald auch ein beliebter Teil einer Joggingstrecke von Touristen in Bad Buchau, aber auch von vielen Einheimischen. Die Gegend rund um den Federsee bietet auch sehr reizvolle Strecken für Radfahrer. Es gibt auch geführten Radtouren für interessierte Besucher. Hier in der Natur erlebt man die Stille des Waldes und nimmt das Wackeln der Bäume intensiv wahr, wenn man sich darauf einlässt. Es ist ein tolles Erlebnis und auch eine Möglichkeit abzuschalten vom stressigen Alltag und seine innere Ruhe wieder zu finden.
Insbesondere Kinder werden sowohl im Naturschutzzentrum als auch beim Waldbesuch und dem Naturerlebnispfad voll auf ihre Kosten kommen. Das Laufen auf dem Waldboden gibt dem Besucher das Gefühl, er laufe über ein Wasserbett. Es gibt zahlreiche Angebote für Workshops, Abenteuer, Bastel- und Spielnachmittage, so dass bestimmt für Kinder jeden Alters etwas dabei ist. Deswegen eignet Bad Buchau auch bestens für eine Klassenfahrt oder einen Urlaub mit der ganzen Familie.
In den Sommermonaten werden auch regelmäßig öffentliche Führungen durch das Naturschutzgebiet angeboten. Die Führungen befassen sich mit unterschiedlichen Themen, wie beispielsweise der heimischen Flora und Fauna, oder aber bieten einen archäologischen Schwerpunkt oder eine gezielten Führung durch den Wackelwald.
Für naturbegeisterte Kinder gibt es sogar die Möglichkeit, dort ihren Geburtstag zu feiern. Am Federsee ist immer etwas los. Es gibt für jede Jahreszeit ein an die Witterung angepasstes Programm, so dass es sich lohnt, das Federseemoor häufiger im Jahr zu besuchen.
Dort gibt es auch das Naturschutzzentrum, welches vom NABU betrieben wird. Hier können sich kleine und große Besucher über den Lebensraum Federseemoor umfassend informieren. In Aquarien werden die im Federsee heimischen Fische gezeigt, des Weiteren gibt es noch eine Dauerausstellung über die Natur am Federsee. Im Frühjahr können Besucher sich dort sogar auf einem Bildschirm Livebilder eines mit einer Kamera ausgerüsteten Nistkastens ansehen. Aber es gibt dort noch viel mehr zu sehen und zu erleben, wobei nicht nur die Kinder noch viel über Flora und Fauna lernen können. Der Eintritt ist kostenlos. In dem Federseemuseum in Bad Buchau können sich interessierte Besucher noch weitergehend informieren. Auch dort gibt es wieder eine Vielzahl von Angeboten für Kinder und ganze Schulklassen.